Schwäbische Zeitung 05.08.2005
Zypriotischer Fußball-Erstligist zu Gast in Baustetten
„Vielleicht können wir sie ein bisschen ärgern“

BAUSTETTEN (aj) – Der SV Baustetten und der F.C. Limassol Appolon sind sich am Mittwoch in Baustetten begegnet. Der Erstligist von Zypern kam zu einem Testspiel direkt aus dem Trainingslager in Bad Wörishofen.
 
Die Spieler des SV Baustetten trudelten am Nachmittag vereinzelt in der Mannschaftskabine ein. Viele mussten sich den Nachmittag frei nehmen, das Testspiel gegen die Zyprioten begann um 18 Uhr.
Die Gastgeber wirken müde, in den Tagen zuvor haben sie hart trainiert. „Fast ein wenig zu viel“, befürchtet Gursel Purovic, der die Baustetter seit zwei Wochen trainiert. Er hat das Freundschaftsspiel gegen die Mannschaft von Limassol arrangiert, denn er kennt Sportmanager Axel Morel, der die Zyprioten im Trainingslager betreute.

Ein freundschaftliches Shake-hands, und die Partie zwischen 
Baustetten und Limassol konnte beginnen. Foto: Joester
„Es ist ein Spiel wie jedes andere. Nur haben wir nichts zu verlieren“, weist der Baustetter Spieler Daniel Osis jede Aufregung von sich. Eine Niederlage sei nicht abzuwenden, deshalb könne man nur gewinnen. „Unser Ziel ist es, uns so gut wie möglich zu verkaufen – vielleicht können wir sie ja ein bisschen ägern“, sagt Osis mit einem verschmitzten Lächeln. Dem Trainer Purovic ist es wichtig zu sehen, wie seine Mannschaft reagiert und sich taktisch bewegt. Er will seine Stammelf zusammenstellen. Deshalb will das Team alles geben. Die exotischen Gegner an sich scheinen dabei weniger zu interessieren.
Vor dem Spiel begrüßen sich lediglich die Trainer und die Offiziellen. Die Mannschaften stehen sich erst auf dem Spielfeld gegenüber. Nur die Kapitäne schütteln sich die Hände, dann beginnt die Partie. Wer siegen würde, war abzusehen. 6:1 gewann Limassol.



Purovic: „Ich hoffe, meine Spieler haben etwas gelernt“

BAUSTETTEN (es) - In einem Testspiel gegen den zypriotischen Erstligisten Apollon Limassol ist Fußball-Landesligist SV Baustetten mit 1:6 unterlegen. Die Gastgeber wehrten sich wacker, doch war die spielerische und läuferische Überlegenheit der Gäste zu deutlich.
 

Schwerstarbeit hatten Baustettens Neuzugang Dietmar Fresz 
(rechts) und seine Abwehrkollegen gegen Zyperns Erstligisten 
Apollon Limassol zu verrichten. Die Gäste ließen nicht locker und 
siegten 6:1. SZ-Foto: Strohmaier
Die Begegnung hatte, was auf Grund des Klassenunterschiedes niemanden verwunderte, klar verteilte Kräfteverhältnisse. Limassol dominierte das Spiel, und bereits in der dritten Spielminute eröffnete Christoforos Christofi den Torreigen. Als Herzstück erwies sich das Mittelfeld, wo sich Philip Edouarte und Vassos Melanarkitis mit wechselnden Vorstößen ergänzten.
Der SV Baustetten versuchte in der Auftaktphase noch früh zu stören, was jedoch mit zunehmender Spieldauer nachließ. Durch schnelles Abspiel und weite Ballwechsel – gegen die Laufrichtung der Abwehr geschlagen – wurden die Defensivreihen der Einheimischen gehörig aufgerissen. Matthias Lehmann und seine Abwehrkollegen mussten wahrlich Schwerstarbeit verrichten. 
Da die Mittelfeldstrategen Christian Scheffold und Joachim Schlaucher hauptsächlich hinten aushelfen mussten, kam es nur gelegentlich zu einem Spielaufbau. Just als die Gastgeber nach etwa 25 Spielminuten etwas in die Gänge kamen, erhöhte Limassol mit einem eleganten Distanzschuss durch Philip Edouarte auf 0:2. In der Folge agierte Baustetten sehr vorsichtig, darauf bedacht, das Ergebnis in Grenzen zu halten.
Auch nach dem Seitenwechsel blieb das Bild klar: kurze, präzise Pässe, Spritzigkeit und hohe Laufbereitschaft bei den Gästen. So entzogen sie sich den Zweikämpfen, während die Baustetter Kräfte raubende Wege gehen mussten. Abermals Philip Edouarte erhöhte (55.) auf 0:3. Beim 0:4 durch Lampros Lamprou (59.) half SVB-Keeper Mark Lemke mit einem verkorksten Abschlag kräftig mit.
Den Ehrentreffer für die Einheimischen markierte Florian Hartmann (63.) mit einem strammen Distanzschuss, nachdem er sich zuvor gekonnt über die linke Seite durchgesetzt hatte. Nur vier Minuten später kam Nikolai Fegler frei zum Schuss, er traf jedoch nur die Latte. Die Zyprioten blieben davon jedoch unbeeindruckt und spielten weiter ihr Spiel. Lampros Lamprou (75.) und Philip Edouarte (81.) sorgten mit sauber herausgespielten Toren für den verdienten 1:6- Endstand. „Dieses Spiel war für uns eine Trainingseinheit. Ich hoffe, meine Spieler haben von der gegnerischen Spielweise etwas gelernt“, meinte SVB-Trainer Gursel Purovic.

Stenogramm:
SV Baustetten: LemkeLehmann, Fresz (56. Osis), Colak (60. Niko Fegler), RomerLiolios (80. Ayten), Schlaucher, Scheffold, Walter (80. Waldemar Fegler) – Hartmann, Volar (46. Anic). 
Schiedsrichter: Paulat (Schönebürg). 
Zuschauer: 200.


Nachgefragt

BAUSTETTEN (es) - Bernd Stange war Nationaltrainer der ehemaligen DDR, trainierte Hertha und Leipzig und zuletzt die National- und die Olympiamannschaft des Irak. Aktuell steht er in Diensten des zypriotischen Erstligisten Apollon Limassol, mit dem er am Mittwochabend in Baustetten gastierte.
 
SZ: Welche Unterschiede gibt es zwischen den Arbeitsbedingungen eines Fußballtrainers im Irak und auf Zypern?
Stange: Es gibt eigentlich keinen Unterschied. An beiden Orten hatte ich es mit Profifußballern zu tun, da sieht ein Arbeitstag dann ähnlich aus. Auch die Erfolgsorientierung ist dieselbe: Mit der irakischen Olympiamannschaft habe ich in Athen den vierten Platz erreicht. Mit Limassol wollen und werden wir nächste Saison um die Meisterschaft mitspielen.
SZ:Wie schätzen Sie den Leistungsstand des Fußballsports im Irak oder in Zypern im Vergleich zu Deutschland ein?
Stange:Die vermeintlich kleinen Fußballländer haben sowohl von der Athletik her wie auch technisch aufgeholt. Jürgen Klinsmann macht es jetzt richtig, er setzt auf junge Leute und greift auch in die Ausbildung ein. Aus meiner Sicht wird Deutschland – auch wegen der Weltmeisterschaft – in der nächsten Zeit einen Fußballboom erleben.
SZ:Wie sieht Ihre Zukunft aus? Reizt Sie die Bundesliga nochmals?
Stange:Ich gehöre ja zur alten Garde. Mit Limassol möchte ich gerne bis zur Champions League kommen. Vielleicht greife ich irgendwann nochmals in Deutschland ein. Aber konkrete Pläne gibt es nicht. Im Amateur- oder Jugendbereich zu arbeiten würde mich auch reizen.

Bernd Stange.
SZ-Foto: VS
SZ: Ein Wort zum SV Baustetten.
Stange:Wir sind hier freundlich aufgenommen worden. Der SV Baustetten hat sehr fair gespielt. Es wäre sogar ein zweites Tor möglich gewesen.