Schwäbische Zeitung 26.05.2006
SV Baustetten steigt in die Verbandsliga auf

BAD SAULGAU (aw) - Der SV Baustetten ist Meister der Fußball-Landesliga, Staffel IV. Zwar verlor der SVB sein Nachholspiel am Mittwochabend beim FV Bad Saulgau mit 0:1, doch weil gleichzeitig der Konkurrent Weiler in Dotternhausen ebenfalls leer ausging, ist der SVB bereits vor dem morgigen letzten Spieltag vom ersten Platz nicht mehr zu verdrängen.
 
Gut sieben Minuten lang hingen bei Baustettens Spielern die Köpfe. 0:1 hatten sie gerade ein mäßiges Spiel in Bad Saulgau verloren, durch ein spätes Kontertor von Martin Rist, und es schien, als sollte die Entscheidung in der Meisterschaft doch erst am letzten Spieltag fallen. Sieben Minuten lang sah es so aus, als könnten die eigens angefertigten T-Shirts mit der Aufschrift „Das Wunder von Baustetten“ eingepackt bleiben, als sollten auch die nach Bad Saulgau mitgebrachten Champagner- und Sektflaschen noch nicht entkorkt werden dürfen. Sieben Minuten lang herrschte Ruhe bei den niedergeschlagenen Spielern und den enttäuschten Fans.
Dann kam die Kunde aus Dotternhausen, die schlagartig die Stimmung veränderte. „Wir sind aufgestiegen“, hallte es über den Platz, und einige Baustetter spurteten nach draußen, zum Parkplatz vor den Toren des Stadions, um T-Shirts und vor allem die für den Meister standesgemäßen edlen Getränke herbeizuschaffen. Nun gab‘s kein Halten mehr, Sektfontänen vertrieben die Katerlaune, und von den Spielern war bald kaum einer mehr trocken. Der ärmste Hund im Stadion aber war Trainer Gursel Purovic, der nach dem Verbandsliga-Aufstieg mit Olympia Laupheim vor drei Jahren nun mit dem Verein aus dem Laupheimer Vorort nachfolgte. 

Für den SV Baustetten und Torjäger Erkan Ayten (links) 
lief es im Spiel in Bad Saulgau nicht Wunsch, dennoch durfte 
der Tabellenführer nach dem Spiel den Aufstieg feiern. 
Konkurrent Weiler hatte auch verloren. SZ-Foto: Warnack
Purovic war bevorzugtes Ziel der Spritzattacken seiner Spieler, und als ob der Trainer nicht schon nass genug wäre, schlich sich Verteidiger Romer von hinten an Purovic heran und steckte ihm eine fast volle Flasche in den Nacken – mit der Öffnung nach unten, versteht sich.
„Meine Mannschaft hatte den Kopf nicht frei, es war eine große Anspannung da, und jetzt muss alles raus“, entschuldigte Gursel Purovic die „Angriffe“ seiner Spieler auf ihn. Der Trainer sowie Baustettens Fußballchef Josef Scheffold, der 1978 als Spieler mit dem SVB in die Verbandsliga aufgestiegen war und nun, 28 Jahre später, als Vereinsvorsitzender, werteten den Gewinn der Landesliga-Meisterschaft 2005/06 als „verdient, wenn man die gesamte Saison sieht“. Schließlich „waren wir über 20 Wochen Tabellenführer“. Purovic, der eigenen Worten zufolge schon seinen neunten Aufstieg feiert, bedeutet diese Meisterschaft mit dem SV Baustetten aber „sehr viel“, wie er sagt. „Niemand hatte uns auf der Rechnung, mit Wille und großer Kameradschaft haben wir es geschafft. Und ohne einen Star.“
Herausragende Spieler hat der SV Baustetten aber schon. Paul Alain Yebga Nyebel etwa, der in Saulgau als Manndecker begann und in der zweiten Halbzeit als Antreiber ins Mittelfeld rückte. Oder Erkan Ayten, mit über 20 Toren treffsicherster Stürmer und großer Skeptiker in Reihen des SVB („Ich war nie überzeugt, dass wir aufsteigen können, auch weil unser Kader so klein ist“). Oder Mittelfeldspieler Christian Scheffold, der für seinen Trainer auf dem Platz genauso wichtig ist wie außerhalb. „Er hat mir viele organisatorische Dinge und Gespräche mit Spielern abgenommen. Ein vorbildlicher Kapitän.“ Scheffold, der in jungen Jahren schon für den FV Biberach in der Verbandsliga spielte und später zu Olympia Laupheim wechselte, genoss den großen Baustetter Erfolg vermutlich mehr als die meisten seiner Mitspieler. „Wenn man mit seinem Heimatverein aufsteigt, ist das etwas Besonderes.“ Erst recht, da ihm in der Vergangenheit längere Zeit gesundheitliche Probleme zu schaffen machten. „Seit fast zwei Jahren bin ich jetzt aber wieder verletzungsfrei.“
Ein Schaulaufen am Samstag zu Hause gegen Schmiechtal werden sie in der Landesliga noch erleben, dann gilt die Konzentration der kommenden Verbandsliga-Saison. Auf die Stadtderbys mit dem FV Olympia Laupheim freut man sich in Baustetten am meisten. Um nicht nur in diesen Spielen bestehen zu können, daran arbeiten die Verantwortlichen. „Mit vier, fünf Spielern wollen wir uns verstärken“, sagt Gursel Purovic, der Bedarf in allen Mannschaftsteilen sieht.

Stenogramm
FV Bad Saulgau – SV Baustetten 1:0 (0:0). 
SVB: Lemke - Maier - Fresz, Yebga-Nyebel - Scheffold, Schlaucher (54. Romer), Colak, Damir Purovic (46. Divic), Liolios - Hartmann, Ayten. 
Schiedsrichter: Blersch (Bernstadt). 
Tor: 1:0 (91.) Martin Rist. 
Zuschauer: 230.

zum Artikel der Schwäbischen Zeitung Bad Saulgau