Stuttgarter Zeitung 28.08.2006
Von einer unüberlegten Flucht nach zwei Platzverweisen
Der SV Fellbach gewinnt in der Verbandsliga zum Saisonauftakt in Unterzahl gegen den Aufsteiger SV Baustetten glücklich mit 2:1 (1:0)

Fellbach. Die Fußballer des SV Fellbach sind am Samstag mit einem 2:1-Heimsieg gegen den SV Baustetten in die neue Verbandsliga-Spielzeit gestartet. Nico Hinderer und Claudio Vulcano haben bei dem Erfolg gegen den Aufsteiger jeweils ihren ersten Treffer für das Team erzielt.

Von Gerhard Pfisterer

Erst hat er versucht, den vier weiß gekleideten Männern um ihn herum zu entkommen. Mit der Hilfe eines Komplizen ist die Flucht nach vorne gelungen. Danach hat Claudio Vulcano erneut versucht, davonzurennen. Denn seine erste Tat hatte ein Dutzend Männer in Rot veranlasst, ihn einfangen zu wollen. Die zweite Flucht war angesichts der Masse der heranstürmenden Überwältiger denn auch kurz und zwecklos. Die Verfolger haben sich rücksichtslos auf den 22-Jährigen  gestürzt: die Mitspieler, die ausgewechselten Spieler, die nicht eingewechselten Ersatzspieler. Darunter der Fluchthelfer - Manuel Lösch. Mit einem brillanten Dribbling inklusive Doppelpass hatte der zehn Minuten davor eingewechselte Claudio Vulcano vom Fußball-Verbandsligisten SV Fellbach am Samstag die Defensivspieler des SV Baustetten um sich herum düpiert. Und sein feines Solo zum Saisonauftakt in der 90. Minute vor 250 Zuschauern im heimischen Max-Graser-Stadion mit dem Treffer zum 2:1-Endstand herrlich abgeschlossen. Aus der Sicht des fliehenden Siegtorschützen hört sich das so an: "Ich habe nicht groß überlegt, den Doppelpass mit Manuel gespielt und dann den Ball schnell ins lange Eck geschoben, weil da ja auch noch Gegenspieler hinter mir angekommen sind." Für Claudio Vulcano war das der erste Treffer imn mTrikot des SV Fellbach, dem er sich vor der vergangenen Runde angeschlossen hatte.
Noch länger hat Nico Hinderer, der am Samstag das Spielgerät nach einem Einwurf von Oliver Merkelbach und einer Kopfballverlängerung von Welid Hossen in der 32. Minute zum 1:0 über die Linie drückte, auf seine Torpremiere warten müssen.
Der 21-jährige Defensivspezialist war 2003 aus der eigenen Jugend in die erste Formation des SVF aufgerückt, aber seitdem ohne einen Pflichtspieltreffer geblieben. Anfang April hatte Nico Hinderer deshalb nach einem Pfostenkopfball einmal resignierend gesagt: "Ich glaube, ich werde nie ein Tor schießen." Umso mehr hat er sich am Samstag gefreut. Und ist nach drei torlosen Spielzeiten nun
bereit zu neuen Taten. "Ich hoffe, dass es nicht bei dem einen Tor bleiben wird", sagt Nico Hinderer, der am Samstag der herausragende Fellbacher Akteur auf dem Platz gewesen ist.
Ein Spieler des Aufsteigers SV Baustetten vermochte ebenfalls Eindruck zu hinterlassen. Der starke Mittelfeldmann Florian Hartmann stand immer wieder im Mittelpunkt. In der 64. Minute nahm er Welid Hossen an der Mittellinie den Ball ab und lief ihm so lange davon, bis der neue SVF-Stürmer ihn an der Fellbacher Torauslinie mit einem Foul stoppte und dafür gelb-rot sah. Die Flanke in die Mitte hatte Florian Hartmann da übrigens bereits geschlagen. Eine Viertelstunde später konnte der neue SVF-Torwart Dustin Munz nach dem Freistoß des 30-Jährigen durch die Fellbacher Mauer den Ball gerade noch so mit einem guten Reflex zur Ecke abwehren. In der 83. Minute war der Fellbacher Schlussmann indes im Duell mit Florian Hartmann machtlos, der per Foulelfmeter zum 1:1 ausglich. Zur roten Karte für Oliver Merkelbach wegen Beleidigung eines Gegenspielers (88.) trug Florian Hartmann ebenfalls bei. Und zu guter Letzt verpasste er in der Nachspielzeit in Überzahl knapp den erneuten und auch gerechten Ausgleich, als der Ball nach seinem Freistoß an die Latte segelte. "Der Glücklichere hat gewonnen", sagt der Baustetter Trainer Gursel Purovic. "Die Fellbacher haben von unserer Unerfahrenheit profitiert."
Und von der eigenen Erfahrenheit. Denn aufzufallen wussten beim SVF am Samstag vor allem die Akteure, die schon in der vergangenen Saison für den damaligen Aufsteiger in der Verbandsliga überzeugt hatten: Stefan Zipponig und Bartosz Stawski, die in der neu eingeführten Viererabwehrkette das zentrale Duo bilden. Sowie Nico Hinderer und der neue Kapitän Steffen Eberle, der am Samstag 23 geworden ist und mit dem Torschützen zum 1:0 im zentralen Mittelfeld wie gewohnt unermüdlich ackerte. Für die Gegenspieler gab es da kein Entkommen - genauso wenig wie für Claudio Vulcano.

SV Fellbach: Munz - Göktas, Zipponig, Stawski, Fleischer (90. Niceski), Merkelbach, Eberle, Hinderer, Cutura (71. Lösch), Hossen, Skenderovic (80. Vulcano).

zum Artikel der Schwäbischen Zeitung