Schwäbische Zeitung (Ausgabe Friedrichshafen) 10.10.2005
Hitzkopf Hartmann schießt den VfB in den Abstiegskampf

FRIEDRICHSHAFEN (jgp) - Die Jagd auf die Spitzenplätze ist für den Fußball-Landesligist VfB Friedrichshafen zunächst beendet. Mit 1:2 unterlagen die Häfler dem SV Baustetten. VfB-Trainer Andreas Müller sieht sich und die Seinen bereits im Abstiegskampf.
 
Dabei war es gar nicht so schlecht, was der VfB gezeigt hat. Die erste Hälfte ist zwar schnell erzählt – einziger Höhepunkt war Oliver Wittichs Pfostenschuss in der 38. Minute. Was danach kam, unterschied sich so deutlich vom ersten Spielabschnitt wie die Trikots der Kontrahenten, die wie abgesprochen blau-weiß respektive weiß-blau aufgelaufen waren.
Auf VfB-Seite erwies sich die Einwechslung von Genci Gjinali als genialer Schachzug. Plötzlich war bei den Häflern Druck im Angriffsspiel, das oft über außen ging – gerade nach dem gut verdauten Rückstand, der im wesentlichen der VfB-Abwehr zuzuschreiben war, die Baustettens Erkan Ayten unverantwortlich frei stehen und schießen ließ. Danach kamen die Aufreger im Zwei-Minuten-Takt. Schon als VfB-Verteidiger Ronald Breda als letzter Mann für den bereits geschlagenen Alexander Hahn einen Heber locker mit der Brust annahm, hielt es Trainer Müller nicht mehr auf seinem Gartenstuhl. Zweimal musste er sich noch über vergebene Chancen aufregen, ehe Tobias Ammann in der 57. Minute abgebrüht einen Hackenpass ins rechte untere Eck weiterleitete.
Es war ein tolles Spiel bis dahin und auf Friedrichshafener Seite durfte man durchaus hoffen, auch noch zum zweiten Tor zu kommen. Völlig untergegangen war bis dahin der zweite gefährliche Stürmer der Gäste, Florian Hartmann. Wegen einiger Abseitsentscheidungen legte sich Baustettens Nummer 10 mit dem Schiedsrichter an und sah Gelb, wirkte auch völlig unzufrieden. Gerade diese Hitzköpfigkeit brachte dem SV aber den Sieg.

Der VfB im Herbst 2005: Kapitän Oliver Wittich
und der Rest des Teams richten den Blick nach unten.
Foto: Günter Kram
Als in aussichtsreicher Position Erkan Ayten einen Freistoß treten wollte, schubste Hartmann seinen Stürmerkollegen einfach weg – „Ich mach’ das!“ Und tatsächlich: Der Ball schlug im Häfler Netz ein, Baustetten jubelte und Hartmann wurde drei Minuten später ausgewechselt – akute Gelb-Rot-Gefahr.
„Florian braucht eine gewisse Freiheit“, weiß Baustettens Trainer Gursel Purlovic. Diese Freiheit brachte dem Tabellenführer dann auch den Sieg. Einer war aber ganz besonders unzufrieden: Andreas Müller. „Baustetten hat mit zwei guten Spielern die Partie entschieden“, schnaubt der VfB-Coach, „die machen’s vor – stellen sich mit acht Spielern hinten rein und spielen sich ohne Aufwand zum Sieg. Wir sind einfach zu uneffektiv.“ Dazu mischt sich eine Menge Unverständnis: „Wenn ich sehe, dass die Tabellenführer sind, dann lache ich mich kaputt“, schimpft Müller. „Baustetten ist nicht besser als wir, aber die wissen wie’s geht. Deshalb stehen die auch ganz vorne und wir spielen gegen den Abstieg.“

Stenogramm:
Tore: 0:1 Erkan Ayten (47.), 1:1 Tobias Ammann (57.), 1:2 Florian Hartmann (79.)
Zuschauer: 350.
VfB:Hahn, Müller, Rombach (54. Schuhwerk), Breda, Senkbeil, Reich, Weininger (46. Gjinali), Döbele (73. Schulz), Ammann, DiLeo, Wittich.

Hier geht's zum Artikel des Südkuriers