BAUSTETTEN - Es gibt Fußball-Derbys, die mehr zu bieten haben als bloß Kampf und Hektik. Diesen Beweis traten am Sonntagvormittag der SV Baustetten und der FV Olympia Laupheim II an, die beim 1:1 im Landesliga-Stadtduell und -Spitzenspiel jede Menge Spielkunst demonstrierten.
Kurz vor der Pause wurde das Bemühen der Gäste belohnt: Der auf der rechten Außenbahn sehr auffällige Simon Boscher verlud Baustettens Verteidiger Dietmar Fresz und passte zurück an den Sechsmeterraum, wo Daniel Rölle stand, traf und nun wirklich über die 1:0-Führung jubeln durfte. „Ich habe meiner Mannschaft nur gesagt, was sie tun soll: Aggressiver spielen und mehr nach vorne marschieren“, verriet SVB-Trainer Gursel Purovic nach dem Spiel die Worte seiner Pausenansprache. Sie muss sehr eindringlich gewesen sein, denn zu Beginn der zweiten Halbzeit setzte der Tabellenführer seinem Gegner gehörig zu – so sehr, dass Abwehr-Routinier Christoph Schregle nach einer Hereingabe von Christian Scheffold den auf dem nassen Rasen abrutschenden Ball nicht richtig traf und dem Ex-Laupheimer Nikolaos Liolios vor die Füße legte – 1:1. „Das darf mir natürlich nicht passieren“, ärgerte sich Schregle selbst am meisten über seinen Fauxpas. In den folgenden Minuten hatte der SVB sogar mehrfach die Führung auf dem Fuß. Erst schoss Lehmann aus der Distanz knapp drüber, dann war Ercan Ayten – für den der SVB mittels Gnadengesuchs eine Verkürzung der Rot-Sperre und damit die Freigabe fürs Derby erwirkt hatte – mit einem Heber frei vor dem Torwart viel zu lässig, mit dem Nachschuss scheiterte auch Lehmann an Kirchenmaier. Und bei der größten Baustetter Chance schob Hartmann – von Scheffold glänzend bedient – das Leder knapp am langen Eck vorbei (59.). Der Gegenstoß bescherte Laupheim die Riesengelegenheit zur Führung, die zu diesem Zeitpunkt überraschend gewesen wäre: SVB-Keeper Lemke kam im Strafraum gegen Erhan Baki zu spät, dafür war er allerdings beim fälligen Elfmeter von Daniel Rölle zur Stelle und hielt den nicht scharf genug getretenen Ball. In der letzten halben Stunde hatten beide Mannschaften weitere Gelegenheiten zum Siegtreffer – Ayten (63.) und Hartmann (88., Freistoß an die Latte) für Baustetten, Boscher (72.) und Jahic (83.) für Laupheim – doch es blieb beim letztlich leistungsgerechten Remis. Ein Ergebnis, das Olympia-Trainer Markus Schaich dennoch nicht zufrieden stellte: „Wenn man so viel mehr Spielanteile hat wie wir, muss mehr herausspringen. Leider waren wir im Abschluss heute nicht so stabil und gefährlich wie sonst.“ Sein Kollege Purovic beantwortete die Frage, ob er mit dem Unentschieden zufrieden sei, mit einem entschlossenen „Jein“, denn einerseits habe man „die klareren Chancen gehabt“, andererseits „nur in den ersten 20 Minuten nach der Pause so gespielt, wie ich es mir vorstelle“. Ein Sonderlob vom Trainer erhielt dafür SVB-Verteidiger Reinhard Maier: „Er hatte Nachtschicht und hat bis morgens um 5 Uhr gearbeitet. Dann hat er sich ein paar Stunden hingelegt und war um 11 Uhr fit genug, um zu spielen. Alle Achtung!“ Und Maier hat seine Sache ordentlich gemacht – so ein Derby verleiht eben ungeahnte Kräfte. Stenogramm:
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